TSM

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TSM | TheatersportSchulMeisterschaft

Was ist eigentlich Theatersport™? In Schönheit scheitern! Unser Motto ist Programm und Aufforderung zugleich: Beim Theatersport™ geht es nicht immer darum, der*die Beste zu sein. Hier wird zum*r Gewinner*in der Herzen, wer sich mutig der Herausforderung stellt: Das Publikum bestimmt, wo es langgeht und dann wird losgespielt! Die Schiedsrichter*innen sind eh fies.


Theater spielen im Miteinander aus dem Moment – das ist Impro. Wenn Regeln, Strukturen, Disziplinen und ein – vermeintlich – knallharter Wettbewerb dazu kommen, wird es zum Sport-Event! Ein Match voller Lust und Spontanität: Teams, Musiker*innen, Moderator*innen und Schiedsrichter*innen sowie ein bebendes Parkett. Die angeblich unbestechlichen Schiedsrichter*innen ahnden jedes Foul, werden im Zweifel in wohlkalkulierten Spieler*innenaufständen heftig kritisiert oder von den Zuschauer*innen auch gleich ausgebuht und manchmal entscheidet das Publikum direkt selbst über die Punkte.


Warum das hochgestellte TM? Das Theater Steife Brise ist zertifizierter Lizenzträger dieses besonderen Formats der Impro-Landschaft, das gekonnt Wrestling und Improtheater miteinander verbindet.


Warum TSM? TSM steht für TheatersportSchulmeisterschaft – das ist die Bezeichnung des gemeinsamen Projekts von Brise und Fachverband. Obwohl uns eigentlich die finale Meisterschaftsrunde gar nicht so wichtig ist, hat sich diese Abkürzung aufgedrängt, weil sie wunderbar in das bereits bestehende Kürzelsystem SMT, Schule macht Theater, das Hamburger Bewerberfestival für das Bundesschultheaterfestival, SDL, passt.


TSM – die Idee Wir etablieren in Hamburgs Schulen Theatersportteams (so wie Fußball-Schulmannschaften). Diese Theatersportteams besuchen sich gegenseitig an ihren Schulen und machen Auftritte zusammen, wir nennen das ein Match spielen. Die Teams werden schulgemischt zusammengestellt, denn es geht um das Miteinander von Schüler*innen und nicht um das Gegeneinander von Schulen. Die Matches werden unterstützt von der Steifen Brise, z.B. durch Einspielen, Moderation und Schiedsrichter*innen. Bei Matches werden ganz unterschiedliche Formate gespielt – wir nennen sie Games. Diese Games werden in ihrer Struktur eingeprobt und trainiert – verlaufen aber durch immer neue Verknüpfungen und Vorgaben naturgemäß auf der Bühne immer wieder überraschend neu und anders.


Ziele und Lernen Austausch auf kultureller Ebene unter den Hamburger Schulen vorantreiben. Spiel-, Sprach-, Körper-, Team-, Sozial-Kompetenzen der Schüler*innen fördern und festigen!


Lernen geschieht effektiv und selbstbestimmt, wenn die Lernenden in spielerische Prozesse eintreten und so die eigene Motivation und Fragelust selbstgesteuert zum Zuge kommen. Dem entspricht auch die Verankerung von Theater in den Rahmenplänen. Sie sollen im Folgenden als Bezugsrahmen für die Qualitätsentwicklung von TSM herangezogen werden, um zu zeigen, dass die Fortsetzung dieses Themenateliers in hohem Maße den Kriterien an eine qualitativ wertvolle Förderung und Aktivierung von Schüler*innenleistungen entspricht.

TMS nimmt mit seiner theaterpraktischen Ausrichtung die allgemeine Zielsetzung der Rahmenpläne für das Fach Theater der Sekundarstufe I und II auf. Kulturelle Bildung geschieht hier u.a. durch die ästhetische Praxis. Im Impro-Theater werden sinnliche Wahrnehmung ebenso wie ästhetisches Empfinden und Verstehen gefördert. Die Schüler*innen setzen sich mit Worten, Meinungen, Haltungen und Bewegungsabläufen ihrer Lebensrealität auseinander und bearbeiten sie kritisch. Indem es gerade keinen konventionellen Theatertext gibt, gehen die Schüler*innen stärker von ihren Beobachtungen aus, entwickeln Spontaneität und Kreativität aus eigenen Assoziationen heraus und bringen diese ins Spiel. Auf diese Weise wird die „Wahrnehmungskonstruktion durch Spiel“ geübt und werden Deutungspotenziale im Spiel aktiviert.


Vorrangiges Ziel ist, neben der körperlichen Ausdrucksfähigkeit („physische Präsenz“), die Erweiterung der sprachlichen Kompetenz. Motivierend in der Arbeit der Schultheatersport ist hier insbesondere die Verbindung von rezeptiven (zB Hörverstehen) und kognitiven (zB Wortschatz) mit produktiven Kompetenzen (besonders: Sprechen). Dies bezieht sich sowohl auf die Sprechleistungen in den Improvisationen der Schüler*innen (ab 8./9. bis VS/Oberstufe), die einfühlsam und zugleich präzise sein muss, ohne direktiv einzuengen.


Als Indikator für eine gelingende sprachliche Kommunikation kann die Authentizität des Agierens herangezogen werden. Klischees werden bewusst wahrgenommen, analysiert und dadurch automatisch zunehmend aufgebrochen. Eigenes, authentisches Sprechen wird eingesetzt und profiliert. Besonders Übungen wie „Annehmen statt Blockieren“ können verkrampfte Sprechhaltungen lockern und zur Überwindung von Sprechblockaden beitragen. Die Schüler*innen trainieren so ein überzeugendes Auftreten, das das erweiterte Anforderungsprofil (eigenständige Präsentationen, Kolloquien bei der Besonderen Lernleistung, mündliche Prüfungen in den Abschlussprüfungen) für den persönlichen Lernerfolg verlangt. Das ganze Projekt macht nicht nur viel Spaß, man lernt sehr intensiv auch für das ’normale‘ Theaterspielen, zB das Erstellen von Charakterzeichnungen, Figurenentwicklungen und Spannungsbögen, aber auch fürs Leben: Schlagfertigkeit, Witz und viel Gelassenheit im Umgang mit brandneuen Situationen.


Integrativ und jahrgangsübergreifend Schüler*innen, deren Muttersprache nicht deutsch ist, haben durch die sehr unterschiedlichen Spielformen – es gibt auch viele Games in denen Sprache vielfältigst ersetzt wird – einen niedrigschwelligen Zugang zum Theaterspielen und dadurch zu ihren Mitschüler*innen und gewinnen unweigerlich schnell an Sprachkompetenz. Auch neu in eine Klasse gekommenen Schüler*innen wird hier eine leichte Einstiegsmöglichkeit geboten.


Es ist auch überhaupt kein Problem Unter- und Oberstufenschüler*innen miteinander spielen zu lassen. Es macht gerade bei den Jüngeren Spaß, ihnen beim Spielen (und beim Lernen!) zuzuschauen, weil sie häufig besonders überraschen und immer über sich hinauswachsen.

Die Peers Eine besondere Rolle kommt besonders engagierten Schüler*innen zu: Sie werden auf der Meta-Ebene, also zusätzlich zu dem Programm für die ganze Gruppe, in Wochenend-Workshops auch darin trainiert, Theatersport™ an andere Schüler*innen im Peer-To-Peer Verfahren weiterzuvermitteln. Deswegen nennen wir sie auch einfach die Peers.


Die Peers geben im zweiten TSM-Jahr Neigungskurse, machen Pausenangebote, lange Mittagszeitgestaltung oder was immer der Ablauf der jeweiligen Schule an Möglichkeiten bietet.

Beispielhafte Lern-Stationen in den Fortbildungen Nicht nur die Schüler*innen können Theatersport™ trainieren, natürlich auch die Lehrer*innen! Auch das Li bietet Fortbildungen dazu an. In Zusammenarbeit mit dem Li kann auch der Fachverband Theater in Schulen (fvts.hamburg) Fortbildungsbescheinigungen ausgeben.

Typische Lern-Stationen der ersten Phase:
„Au ja!“ – Annehmen statt blockieren
Eigene Ideen akzeptieren
Im Team improvisieren
Energien bündeln
Gemeinsame Geschichten und Szenen entwickeln.

Typischer Ablauf eines Matches Die Teams geben sich Fantasie-Namen, denn sie werden schulgemischt zusammengestellt. Es geht ja um das Miteinander von Schüler*innen und nicht um das Gegeneinander von Schulen. Die Spieler*innen haben sich vorab auf bestimmte Games verständigt, die sie alle schon einmal trainiert haben. Es wird ausgelost, welches Team beginnt und dieses stellt einem anderen Team eine so genannte Herausforderung, z.B.: „Wir wollen von Euch ein Game mit starken Emotionen sehen“. Wenn das andere Team (wir sprechen nie von „gegnerischen“ Teams oä), die Herausforderung annimmt, legt das erste Team vor und spielt ein Game, also eine Spielform, in der es besonders das Spiel mit Emotionen betonen kann. Das Settting (zB „Wo/wer/wann sind wir?“) wird zuvor beim Publikum abgefragt, so kann das Team also nicht einfach eine vorgefertigte Szene abliefern. Dann ist die andere Gruppe dran – sie spielt natürlich spontan eine andere Spielform, damit das Publikum immer etwas Neues zu sehen bekommt. Die Schiedsrichter*innen befinden dann zB darüber, wie gut die Teams die Vorgaben des Publikums und der Herausforderung eingehalten haben und vergeben entsprechend Punkte. Die Spieler*innen haben das Recht, Begründungen einzufordern und können auch (trainierten!) Protest einlegen. Die Begründungen müssen nämlich selber auch Qualitätstandards genügen. Manchmal überlassen die Schiedsrichter*innen auch dem Publikum die Entscheidung darüber, welche Gruppe in der jeweiligen Szene besser gefallen hat.

Kooperationspartner*innen Die Idee gärte schon seit Jahren bei der Steifen Brise und dem Fachverband Theater in Schulen – Im Frühjahr 2o16 war es dann endlich soweit: Aus diversen Vorgesprächen wurden konkrete Konzepttreffen, die BSB wurde als wertvolle Unterstützerin gewonnen und die Schulleitungen der ersten drei Pilotschulen STS Blankenese, Gym Osterbek und STS GSB Bergedorf halfen auch ordentlich mit. Die Spielgruppen der Schulen bekamen Trainings und Workshops, und besuchten sich reihum an ihren jeweiligen Schulen zu Trainingsmatches. Sie traten sogar mehrfach im Vorprogramm der Brise bei deren Shows vor erwachsenem Publikum auf. Im Juni 2o18 haben wir dann als Showcase eine Meisterschaft ausgespielt – ob wir diesen speziellen Höhepunkt so auch in den nächsten Jahren beibehalten, werden unsere nächsten Treffen und Gespräche ergeben. Sei doch nächstes Jahr dabei!

Mitmachen! Keine Angst, die wollen nur spielen! Im Juni 2o18 gab es dann das große Finale auf Kampnagel. Das sollte aber erst der Auftakt gewesen sein! Der Meisterschaftstitel interessiert uns wie gesagt eigentlich gar nicht so sehr – uns geht immer um das Miteinander spielen, das Kennenlernen und persönliche Weiterentwickeln.

Weiterentwicklung

Nach der langen Corona-Pause wollen wir die Idee neu angehen. Bei der MV am 30.01.23 werden wir neue Ideen dazu vorstellen. Mehr also demnächst dazu wieder hier.


Fragen? Anregungen! Gerne: bernd.ruffer@fvts.hamburg